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Analog oder digital? Diese Frage spaltet auch die Belegschaften von Firmen. Wenn „Analogbewahrer“ auf „Digitalbegeisterte“ treffen, sind Konflikte vorprogrammiert. Doch beide Seiten können viel voneinander lernen. 

Auf einen Blick:

  • Analogbewahrer stehen neuer Technologie misstrauisch gegenüber, während die Digitalbegeisterten sorglos damit umgehen
  • Beide Typen können voneinander lernen – die einen mehr Offenheit und die anderen mehr Vorsicht
  • Ein Merkmal digitaler Kommunikation ist, dass die Form mehr zählt als der Inhalt
  • Für echte Begegnungen ist die analoge Kommunikation besser geeignet

Prof. Dr. Alexander Cisik vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein befasst sich u. a. mit den Folgen der Digitalisierung in Gesellschaft und Wirtschaft. Der Diplom-Psychologe zeigt Wege auf, mit der zunehmenden Komplexität im Alltag umzugehen. Und er hat Empfehlungen für ein konstruktives Miteinander von Analogbewahrern und Digitalbegeisterten.

Ob jemand analog oder digital „tickt“, hängt auch vom Alter ab

Während die einen misstrauisch den Kauf von Smartphones boykottieren, decken sich die anderen mit der neuesten Technologie ein. Diese Polarisierung ist dem Professor zufolge ein Ergebnis des gesellschaftlichen Wandels. Was für ein „Typ“ jemand sei, hänge oft auch vom Lebensalter ab. „Wahrscheinlich sind die meisten Menschen 50 plus eher Analogbewahrer. Sie sehen überwiegend die negativen Folgen der Digitalisierung und mahnen zur Vorsicht.“

Wenn beide Typen voneinander lernen, haben alle etwas davon

Jüngere Menschen seien oft sehr angetan von den Chancen neuen Technologien. Cisik: „Sie sind vergleichsweise sorglos, was den Umgang mit Daten anbetrifft. Sicherheit interessiert sie wenig.“ Wichtig sei, dass sich beide Typen nicht gegenseitig ausbremsten. „Die Analogbewahrer können von den Anderen Mut, Fortschrittlichkeit und Offenheit lernen. Und die Digitalbegeisterten ein wenig mehr Vorsicht und Besonnenheit beim Nutzen neuer Technologien.“

Form vor Inhalt oder umgekehrt?

Ein besonderes Merkmal digitaler Kommunikation besteht dem Wissenschaftler zufolge darin, dass die Form einer Botschaft mehr wahrgenommen wird als ihr Inhalt. Es sei insbesondere für Analogbewahrer schwierig, mit Ein-Wort-Audiobotschaften, Emoticons und der Befeuerung mit lustigen, inhaltsleeren Videos klarzukommen. Er empfiehlt: „Überlegen Sie bei jeder Nachricht, ob diese wirklich für den Empfänger relevant ist.“ Das gleiche gelte für das CC-Feld bei E-Mails. „Sie quälen andere mit Überflüssigem. Verschicken Sie besser gezielt an den, den es betrifft.“

Echte Begegnungen statt digitale „Pings“

Zwischenmenschliche Begegnungen werden nach Ansicht von Cisik durch virtuelle Interaktionen ersetzt. Statt sich von Angesicht zu Angesicht und mit allen fünf Sinnen aufeinander einzulassen, finde Kommunikation heute vielfach nur noch über technisches Gerät statt. Das reduziere sowohl die persönliche Erlebnistiefe als auch die inhaltliche Qualität. Um wirklich hervorragende Ideen zu entwickeln, bedürfe es angemessener Kooperationsmuster und einer echten Gruppendynamik. Cisik: „Nur im persönlichen Diskurs kann etwas wirklich Außergewöhnliches entstehen!“

Analog oder digital – was gewinnt?